Die richtige Druckbettbeschichtung für 3D-Drucker wählen
Kennt ihr das auch? Das Filament haftet sehr schlecht auf dem Druckbett. Es entsteht Warping, der Druck wird unschön oder komplett unbrauchbar. Im folgenden Beitrag werde ich einen kurzen Überblick über verschiedene Druckbettbeschichtungen geben, die Preise und Anwendungsgebiete vergleichen und ein abschließendes Fazit ziehen.
Die beliebtesten Druckbettbeschichtungen im Überblick
Dauerdruckplatte mit magnetischer Grundplatte
Eine der einfachsten Lösungen für eine bessere Haftung der 3D-Druck-Objekte ist der Kauf einer Dauerdruckplatte. Diese gibt es als magnetische Version, wobei der Klebevorgang beim Tausch der Druckplatte wegfällt.
Bei der Entwicklung von magnetischen Dauerdruckplatten ist Creality aktuell einer der gefragtesten Hersteller. Die Kunststoffplatte mit einem magnetischen Sticker wird auf eine zuvor installierte, magnetische Folie auf dem Druckbett aufgelegt.
Außerdem weisen gängige Materialen wie PLA oder PETG eine ausgezeichnete Haftung auf der Platte auf. Da das Druckbett auf maximal 80° C aufgeheizt werden kann, ist die Auflage für einen Druck mit "anspruchsvollen" Materialien, wie zum Beispiel ABS, eher weniger geeignet.
Nach dem Druck lässt sich die Kunststoffplatte gemeinsam mit dem gedruckten Objekt einfach vom Druckbett abziehen. Durch leichtes Biegen der Druckplatte löst sich das Bauteil fast von alleine - einfach und genial, gerade für Einsteiger!
Dauerdruckplatte ohne magnetische Grundplatte
Es gibt allerdings auch Druckplatten ohne magnetische Grundplatte. Hier zählt der Hersteller BuildTak zu den prominentesten Namen. Im Vergleich zu der magnetischen Version wird die Druckplatte direkt auf das Druckbett aufgeklebt, ist also "fest" mit dieser verbunden. Dieser Vorgang muss bei jedem Wechsel der Druckbettbeschichtung wiederholt werden, was einen höheren Arbeitsaufwand mit sich zieht. Allerdings ist die generelle Haftung, auch mit ABS als Druckmaterial, sehr gut.
Wichtige Anmerkung: wie es der Name schon sagt, sind Dauerdruckplatten nicht für eine einmalige Verwendung vorgesehen, sondern häufig wiederverwendbar und zeichnen sich daher durch einen sehr positives Preis-Leistungs-Verhältnis aus.
Blue Tape
Blue Tape, häufig auch Synonym zum Malerkrepp bekannt, ist eine sehr preiswerte Möglichkeit, um die Haftung der gedruckten Objekte zu verbessern.
Die Applikation von Blue Tape ist im direkten Vergleich zu den Dauerdruckplatten vergleichsweise umständlich: Zunächst muss das Druckbett komplett gereinigt werden. Im Anschluss wird das Tape diagonal auf die Platte geklebt. Hierbei ist zu beachten, dass weder ein Spalt zwischen, noch eine Überlappung von den Klebekanten entsteht. Diese würde sich sonst auf das Druckbett übertragen. Im nächsten Schritt müssen eventuell auftretende Lufteinschlüsse entfernt werden. Zum Schluss wird das überschüssige Tape abgeschnitten, damit dieses den Bewegungsablauf der Druckplatte nicht stört.
Blue Tape muss nicht nach jedem Druckvorgang gewechselt werden. Wann eine Neubeschichtung notwendig wird, liegt zum größten Teil im Ermessen des Anwenders.
Was passiert nach dem Druck? Zunächst wird empfohlen, das Objekt händisch zu entfernen. Die Temperatur von dem Druckbett wird hierzu leicht erhöht. Anschließend wird versucht, das Teil seitlich zu "hebeln". Sollte dies nicht möglich sein, kann ein Spachtel oder Messer verwendet werden, um das Objekt vorsichtig zu lösen.
Sollte sich der fertige Druck nicht lösen lassen, kann das Tape inklusive Bauteil von der Platte abgezogen. Bei extrem harten Fällen, in denen das Material zu stark am Tape klebt und das Tape selber kaum vom Druckbett zu lösen ist, schaffen Lösemittel wie Isopropanol Abhilfe.
Wir empfehlen Bluetape vor allem Einsteigern, die kostengünstig in die Themenwelt 3D-Druck starten möchten.
Klebestifte oder Klebespray
Klebestifte und Klebespray erfüllen auch im 3D-Druck Ihren Zweck. Sie kleben. Bei der Anwendung gibt es allerdings einige Unterschiede zwischen Stift und Spray.
Der klassische Klebestift wird auf dem Druckbett verteilt. Falls der Klebstoff ungleichmäßig aufgetragen wird, wird das Objekt allerdings auf einer unebenen Oberfläche gedruckt. Dadurch können Unregelmäßigkeiten beim Druck entstehen, schlimmstenfalls kann die Nozzle beschädigt werden.
Die Haftung von Druckobjekten wird verbessert, allerdings ist die anschließende Reinigung von dem Druckbett sehr aufwendig.
Klebespray kann gleichmäßiger aufgetragen und leichter entfernt werden, da dieser meist wasserlöslich ist. Leider ist bei dieser Methode die Gesamthaftung nicht so stark ausgeprägt wie, bei anderen Methoden.
Kapton-Band
Zum Abschluss stelle ich eine Option vor, die fast ausschließlich mit einem sehr schönen Druckergebnis überzeugen kann.
Kapton-Band wird ähnlich wie Blue Tape auf die Druckplatte geklebt. Die Montage kann sehr aufwendig sein und viel Fingerspitzengefühl fordern. Aufgrund der Materialbeschaffenheit von Kapton entstehen sehr schnell Blasen und Falten. Dies führt zu einer unebenen Druckbettbeschichtung und einem schlechten Druckergebnis.
Ist die Montage und Nivellierung des Druckbetts geschafft, können die Vorteile dieser Beschichtung genossen werden. Vor allem ABS haftet sehr gut auf Kapton. Dies führt, in Verbindung mit den richtigen Druckeinstellungen, zu einer insgesamt sehr guten Druckqualität.
Auch das Entfernen von fertig gedruckten Objekten funktioniert bei einer, mit Kapton beschichteten, Druckplatte ohne Probleme. Allerdings muss das Band regelmäßig gereinigt und gewechselt werden. Dies ist mit einem vergleichsweise hohen Arbeits- und Zeitaufwand verbunden.
Preis
Natürlich spielen Kosten ebenfalls eine tragende Rolle bei der Entscheidung für oder auch gegen den Einsatz von verschiedenen Druckbettbeschichtungen. Im Folgenden werde ich einen kurzen Überblick über die einzelnen Preise geben.
Beginnen werde ich mit den günstigeren Varianten. Herkömmliche Klebestifte gibt es überall günstig zu kaufen. Speziell für den 3D-Druck ausgelegte Klebestifte- und Spray gibt es für unter 10,00 € im Internet zu finden. Laut Aussage einiger Hersteller soll eine Kaufeinheit für ca. 100 Druckvorgänge ausreichen. Somit fällt der Preis pro Druck sehr gering aus.
Zu den günstigeren Möglichkeiten zählt auch Blue Tape. Diese gibt es in unserem Onlineshop in verschiedenen Ausführungen zu kaufen. Der Preis pro Druck ist auch hier ziemlich gering, da mit einer einzelnen Rolle mehrere Beschichungsvorgänge durchgeführt werden können.
Kapton-Band findet Ihr in unserem Onlineshop ebenfalls in verschiedenen Variationen. Im Vergleich zum Blue Tape ist das Kapton Band etwas teurer, jedoch aufgrund der hervorragenden Druckergebnisse definitiv ein sinnvolles Investment.
Dauerdurckplatten bestechen durch Ihr sehr gutes Preis-Leitungs-Verhältnis. Die Variante ohne magnetische Grundplatte ist bei uns mit rauer oder glatter Oberfläche erhältlich. Aufgrund Ihrer Beständigkeit ist Preis pro Druck vergleichsweise niedriger als bei den anderen Optionen.
Fazit
Welche Beschichtung ist denn nun die beste? Eine einfache Antwort gibt es leider nicht auf diese Frage. Das Zusammenspiel einiger Faktoren ist jedoch ausschlaggebend, um eine individuelle Empfehlung aussprechen zu können. Zu diesen Faktoren gehören der Kenntnisstand des Nutzers, der verfügbare finanzielle und zeitliche Rahmen sowie das Ziel, mit dem Objekte im 3D-Druck angefertigt werden.
Für Einsteiger im Bereich 3D-Druck und Leute, die schlichtweg nicht ausreichend Zeit habe,n sich mit dem ständigen Wechsel von Druckbettbeschichtungen auseinanderzusetzten, lässt sich ganz klar die (magnetische) Dauerdruckplatte empfehlen. Besonders die magnetische Druckbettbeschichtung hat den Vorteil, dass die Magnetfolie lediglich einmal aufgetragen werden muss. Ist die Beschichtung zu erneuern, muss lediglich die alte Platte getauscht werden. Kein Kleben, kein Entfernen von Kleberückstanden.
Für Nutzer, die mehr Zeit in Druckprojekte investieren können und wollen, ist das Blue Tape oder Kapton-Band zu empfehlen. Der Zweck, die bessere Haftung von gedruckten Bauteilen, wird bei beiden Möglichkeiten vollumfänglich erfüllt. Die erhöhte Zeit- und Aufwandsinvestition wird durch den geringeren Beschaffungspreis ausgeglichen.
Von dem Gebrauch herkömmlichen Klebestiften oder Haarspray kann ich persönlich nur abraten. Die Klebereste sind äußerst schwer zu entfernen und die enthaltenden Materialien können Schäden beim Auftragen verursachen, wenn sie außerhalb der Druckplatte auf das Gerät gelangen. Speziell für den 3D-Druck entwickelte Klebestifte und Klebespray haben im Internet gute Rezensionen bekommen. Allerdings bleibt der Wechsel der Klebeschicht nach jedem Druck bestehen, wodurch der Abreitsaufwand erhöht wird - häufig eine zu klebrige Angelegenheit.